Häufig liest oder hört man, dass man in Holland führerscheinfrei Boot fahren kann. Doch wie sehen die Vorschriften tatsächlich aus? Um einen besseren Überblick über die dortigen Voraussetzungen zu erhalten, ist im Folgenden dargestellt, für welche Boote und für welche Gewässer welche Art von Führerschein benötigt wird und ab wann diese jeweils ausgestellt sein müssen, um gültig zu sein.

Zudem wird ein Blick auf die Altersvorgaben geworfen. Wer sich mit einem eigenen Boot ins Gewässer begibt, muss zusätzlich einiges beachten wie zum Beispiel die richtige Kennzeichnung sowie korrektes Mitführen aller wichtigen Dokumente. Sie erfahren, worauf Sie dabei achten müssen.

Schließlich ist es sehr relevant, wie Ihr Boot ausgestattet ist, da sich viel Zubehör pflichtgemäß auf dem Boot befinden muss. Zum Schluss können Sie die wichtigsten Regeln zum Bootfahren selbst lesen. Gerade hinsichtlich der Vorfahrt und der Geschwindigkeitsbegrenzungen gilt es, einiges zu beachten. Sobald Sie sich ein passendes Gesamtbild über die Möglichkeiten, Rechte und Pflichten gemacht haben, steht Ihrem Bootsausflug nichts mehr im Wege.

Führerschein: Benötige ich einen für die Bootsfahrt in Holland?

So viele Möglichkeiten es auch gibt, in Holland mit einem Haus- oder Sportboot durch Flüsse, Seen, das Meer oder Kanäle zu fahren, ist es wichtig, dass Sie einige Fakten zu den Vorschriften und Voraussetzungen kennen. Solange Ihr Boot langsamer als 20 km/h fährt und außerdem kürzer als 15 Meter ist, benötigen Sie keinen Führerschein dafür. Es ist aber dennoch sinnvoll, sich in dem Metier einigermaßen auszukennen, um Unfälle oder technische Pannen zu vermeiden.

In Friesland beispielsweise können Sie an einem Tageskurs teilnehmen, um den korrekten Umgang mit dem Boot sowie die wichtigsten Regeln zu erlernen. Wer noch gar keine Ahnung vom Führen eines Bootes hat und sich das Erlebnis trotzdem nicht entgehen lassen möchte, hat oft die Möglichkeit, an einem zweistündigen Praxiskurs vor Ort teilzunehmen.

Gelegentlich begleitet Sie ein erfahrener Mitarbeiter den ersten Kilometer. Für längere Boote oder welche mit höherer Geschwindigkeit brauchen Sie einen Führerschein. Je nach Schein dürfen Sie sich in unterschiedlichen Gebieten mit Ihrem Boot fortbewegen. Mit dem deutschen Sportbootführerschein Binnen sind die Binnengewässer der Niederlande befahrbar, aber für die Westerschelde, die Oosterschelde, die Waddenzee, den Dollard, die Ems und das Ijsselmeer reicht er nicht aus.

Hierfür benötigen Sie das Sportschifferpatent oder den Sportbootführerschein See. Der Sportbootführerschein darf frühestens am 01. Januar 1974 ausgestellt sein, damit er noch rechtsgültig ist. Beim deutschen Sportbootführerschein Binnen darf das Erteilen des Führerscheins maximal bis 01. April 1989 zurückliegen.

Altersvorgaben & das Boot in Holland

Ein Hausboot mit einer Geschwindigkeit unter 20 km/h darf man ab 16 Jahren steuern. Weist das Boot ein schnelleres Tempo auf, müssen Sie mindestens 18 Jahre alt sein, um damit auf Gewässer zu fahren. Bei offenen Motorbooten mit einer Länge von maximal 7 m und einer Geschwindigkeit von maximal 13 km/h ist ein Alter von mindestens 12 Jahren vorgeschrieben. Keine Altersregelung gibt es für Segelboote mit einer Länge von maximal 7 m und bei allen Booten, die man mit Hilfe des eigenen Körpers antreiben muss.

Fahren mit dem eigenen Boot – Kennzeichen

Wenn Ihr Boot mit mehr als 20 km/h unterwegs ist, aber kürzer als 20 m lang ist, müssen Sie ein Kennzeichen anbringen. Entweder setzen Sie dunkle Buchstaben auf hellen Hintergrund oder helle Buchstaben auf dunklen Hintergrund. Das Kennzeichen muss gut sichtbar sein. Deutsche Kennzeichen, die amtlich anerkannt sind, haben auch in den Niederlanden Gültigkeit.

Die Buchstaben müssen mindestens 20 cm hoch, 10 cm breit und 2 cm stark gesetzt sein und außerdem an beiden Bugseiten befestigt sein. Falls dies ein Problem darstellen sollte, müssen die Buchstaben mindestens 10 cm hoch, 6 cm breit und 1,5 cm stark sein. Ihre vollständige Adresse inklusive Ihrem Namen muss an der Innen- oder der Außenseite des Bootes zu finden sein.

Fahren mit dem eigenen Boot – Mitführen von Dokumenten

Neben dem entsprechenden Bootsführerschein müssen Sie immer einen Reisepass oder Personalausweis mit sich führen. Des Weiteren ist ein Eigentumsnachweis Pflicht. Sowohl der “Internationale Bootsschein” als auch das Flaggenzertifikat des BSH zählen. Wenn es im Binnengewässer zu einer Wasserverdrängung von mehr als 10 t kommt oder das Boot in der See länger als 15 m ist, muss auch ein Schiffsattest oder ein Schiffsbrief vorliegen.

Sobald ein Funkgerät integriert ist, sind das Handbuch Binnenschifffahrtsfunk, eine Zulassungsurkunde sowie das Funkzeugnis obligatorisch. Wenn Ihr Boot nach dem 15. Juni 1998 eingeweiht wurde, bedarf es einer CE-Konformitätserklärung. Davon ausgenommen sind Boote, die selbst gebaut wurden. Generell sollte man für jedes Boot eine Haftpflichtversicherung abschließen. Pflicht ist sie jedoch bei Booten, die schnell unterwegs sind. Hier muss die Mindestdeckungssumme bei 567225 Euro für den Fall eines Schadens liegen.

Die richtige Ausstattung für die Bootsfahrt in Holland

Sie müssen dafür sorgen, dass für jede Person eine Rettungsweste vorhanden ist. Qualitativ hochwertige und preiswerte Varianten finden Sie in unserem Online-Shop.

Außerdem benötigen Sie einen Anker, ein rotes Notsignallicht, eine rote Flagge sowie Navigationslichter. Bei schnellen Booten sind auch ein Feuerlöscher, ein Auspuff inklusive Schalldämpfer, eine Notbremsenvorrichtung sowie eine Steueranlage vorgeschrieben.

Bei kleinen und offenen Booten gelten diese Regelungen nicht. Grundsätzlich ist es sinnvoll, einen Erste-Hilfe-Kasten, einen Rettungsring, eine Taschenlampe und Paddel dabei zu haben.

Regeln für Ihr Boot in Holland

Im ANWB Wateralmanak 2 erfahren Sie alles Wesentliche zu den Bedingungen auf einzelnen Wasserstraßen. Meistens beläuft sich die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h. Sobald Sie schnell unterwegs sind, ist ein Mindestabstand von 50 m zu Anlagestellen, zu Badestellen und zum Ufer einzuhalten. Wenn Sie sich auf dem Ijsselmeer befinden, ist ein Abstand von mindestens 250 m Pflicht.

Halten Sie sich in einem Umkreis von weniger als 50 m zum Ufer auf, darf sich das Boot nur mit 9 km/h fortbewegen. Gleiches gilt für schlechte Wetterbedingungen, die die Sicht erschweren. In Umweltschutzgebieten dürfen Sie nur mit 6 km/h fahren. Wer schnell fährt und dabei steht, muss sich eine Rettungsweste anlegen. Ein Anteil von 0,5 Promille Alkoholgehalt darf nicht überschritten werden. Wer mit Wasserskiern unterwegs ist, darf überhaupt keinen Alkoholpegel aufweisen.

Im Binnenvaartpolitiereglement von 2005 ist die Steuerbordregel definiert. Das heißt, dass entgegenkommende, überholende oder kreuzende Schiffe, die die Steuerbordseite halten, stets Vorfahrt haben. Jedes Schiff, das im Binnengewässer gegen den Flussstrom fährt, also sozusagen Bergfahrer ist, darf frei wählen, für welchen Weg es sich entscheidet.

Der Talfahrer muss dem Bergfahrer dann den ausgesuchten Weg gewähren. Für die Verständigung gibt der Bergfahrer überhaupt kein Zeichen, wenn er erwartet, dass der Talfahrer an Backboard vorbeifährt. Soll der Talfahrer jedoch Steuerbord passieren, sendet er in der Nacht ein helles und weißes Blinklicht, das mit einer hellblauen Tafel kombiniert sein kann.

Bei Tag muss der Bergfahrer eine hellblaue Tafel zeigen. Diese ist mit einem weißen Blinklicht verknüpft. Zusätzlich kann man eine hellblaue Tafel oder Flagge schwenken. Pro Minute muss das Blinklicht 40 bis 60 mal funkeln. Die Tafel muss einen weißen Rand aufweisen, der mindestens 5 cm breit ist. Die Befestigungsstange muss zudem dunkel sein. Der Bergfahrer darf das Signal erst dann beenden, wenn auch die Vorüberfahrt abgeschlossen ist. Wenn man davon ausgeht, dass der Talfahrer das optische Erkennungszeichen nicht wahrnehmen konnte, lässt der Bergfahrer über einen kurzen Ton des Typhons verlauten, dass man an Backboard vorbeifahren soll, mit zwei kurzen Tönen, dass an Steuerbord passiert werden soll.

Für Segelboote gilt, dass manche Strecken auf intensiv befahrenen Kanälen nicht zugänglich sind. Zudem muss ein Segelboot mindestens 6 km/h fahren können.

Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass es Wege gibt, die man nur mit Funk benutzen darf. Kontrollen erfolgen durch die Wasserschutzpolizei, die das jeweilige Boot anruft. Wenn keine Antwort zurückkommt, ist mit einer Strafe zu rechnen. Bei Sichteinschränkungen muss das Boot mit zwei Funkgeräten ausgestattet sein.

Quellen und weiterführende Informationen

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Moritz Sailmakers | Moritzsail.com